Rezeption der griechisch-römischen Medizin

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Galen-Rezeption Melanchthons

Bei der Abfassung seiner Schrift "De anima" griff Philipp Melanchthon (1497–1560) in erheblichem Umfang auf griechische Texte des spätantiken Arztes Galenos von Pergamon (129 bis nach 204) zurück. Galen erscheint als die anatomische Autorität, die häufiger als andere zitiert wird und der Melanchthon in allen strittigen Fragen folgte. Gleichzeitig wurde Galens Anatomie in einen religiösen Bezugsrahmen gestellt, zeigte doch die Lehre vom menschlichen Körper die Weisheit des Schöpfergottes und vermochte sie auch Erklärungen zu liefern, wie das Erlösungshandeln Gottes am Menschen zu verstehen ist. In der zweiten Auflage des Buches ergänzte Melanchthon die galenische Anatomie teilweise um Andreas Vesals (1515–1564) neue Erkenntnisse. Trotzdem versuchte Melanchthon, durch eine harmonisierende Darstellung der sachlichen Gegensätze das Galen-Bild der ersten Auflage aufrechtzuerhalten. Melanchthons Ziel war nicht die "Entthronung" einer antiken Autorität, sondern die vorsichtige Korrektur von Fehlern, nachdem diese durch die zeitgenössische Anatomie aufgedeckt worden waren.
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Medizinische Humanisten

Zahlreiche Aspekte des medizinischen Humanismus konnten in grundlegenden Forschungen der letzten dreißig Jahre offengelegt und interpretiert werden. Dabei wurden unter anderem die Inkonsistenzen dieser Bewegung deutlich, was einerseits die schwierige Einordnung von Renaissance und Humanismus insgesamt (z.B. die bekannten Phasenverschiebungen in regionaler und zeitlicher Hinsicht) widerspiegelt, sich aber andererseits auch in fachspezifischen Problemen der Zuordnung äußert: Wie lässt sich medizinischer Humanismus bei Autoren und in Texten identifizieren, und wie kann er von anderen zeitgleichen Entwicklungen differenziert werden? Zunächst soll dazu eine Übersicht gegeben werden, bevor auf zwei sich in der Renaissance unterschiedlich entwickelnde Subdisziplinen der Medizin, nämlich Vorstufen der Geriatrie und der Pädiatrie, näher eingegangen wird.
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